1915

 

 

1. Januar

Das Warenhaus Cohen schaltet eine Anzeige im „Vorwärts“.

Quelle: Vorwärts, 01.01.1915, S. 8

 

1. Januar

Matuschek, Marktstraße 5, ist Spediteur des „Vorwärts“ in Zossen.

Quelle: Vorwärts, 01.01.1915, S. 10

 

Januar

„Baracken für kriegsgefangene Mohammedaner. In Wünsdorf bei Zossen, wo sich der große Truppenübungsplatz befindet, auf dem zurzeit Kriegsgefangene aller feindlichen Völker untergebracht sind, werden jetzt neue Baracken erbaut, die zum Aufenthalt von Gefangenen mohammedanischen Bekenntnisses dienen sollen. Sobald die Baracken fertig sind, sollen die Mohammedaner aus anderen Lagern nach Wünsdorf gebracht und hier vereinigt werden.“

Quelle: Vorwärts, 05.01.1915, S. 5

 

Januar

Die Kunst- und Reklamedruckerei Robert Schulze in Storkow wird in das Verzeichnis der tariftreuen Druckereien aufgenommen. Robert Schulze, SPD-Mitglied, war bevor er die Storkower Druckerei erwarb in der Berliner Buch- und Kunstdruckerei in Zossen beschäftigt.

Quelle: Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer, 12.01.1915, S. 4

 

24. Januar

„Bezirk Zossen. (Vierteljahresbericht.) In der am 24. Januar abgehaltenen Generalversammlung gedachte der Vorsitzende K. Grobe zunächst der auf den Schlachtfeldern gefallenen Kollegen Richter und May. Kollege Möller erstattete den Kassenbericht; es wurde ihm für die musterhafte Kassenführung einstimmig Entlastung erteilt. Aus dem Jahresberichte des Vorsitzenden und des Kassierers sei besonders aus den Kriegsmonaten einiges erwähnt: Bis Ende Dezember standen 32 Kollegen des Bezirks unter den Fahnen, davon haben leider schon vier den Tod auf den Schlachtfeldern im Osten und Westen erlitten. Der Mitgliederstand des Bezirks ist von 118 am Schlusse des zweiten Quartals 1914 auf 49 Ende des vierten Quartals gesunken. Die Arbeitslosenziffer hatte im Monat November mit 57 Konditionslosen den höchsten Stand erreicht. Daß der seit Anfang des Krieges an die Frauen der Kriegsteilnehmer geleistete Mietzuschuß von monatlich 6 Mk. heute noch gewährt werden kann, ist der Opferwilligkeit der Kollegen durch Leistung eines besonders hohen Bezirksbeitrags zu danken. Auch der Vorstand verzichtete auf einen erheblichen Teil der Remineration, und die sämtlichen Sitzungsgebühren wurden vollständig aufgehoben. In besonderen Notfällen hat auch der Gauvorstand helfend eingegriffen. Da schon im Laufe des Kriegshalbjahres ein Wechsel im Vorstande vorgenommen werden mußte, wurde der gegenwärtig amtierende Vorstand durch Zuruf und ein Beisitzer neu hinzugewählt. Vom Gewerkschaftskartelle wurde durch Sammellisten ein ganz ansehnlicher Betrag für eine Weihnachtskinderbescherung aufgebracht. Nachdem noch für gesandte Liebesgaben die eingegangenen Feldpostkarten verlesen waren, schloß der Vorsitzende mit einem Hoch auf den Verband und mit dem Wunsch, auch unsre „Feldgrauen“ bald wieder in unsrer Mitte begrüßen zu können, die Versammlung. - Die Februarversammlung fiel aus. - Die Märzversammlung hatte sich außer örtlichen Angelegenheiten in der Hauptsache mit der Regelung der Mietsunterstützung und des Extrabeitrags zu befassen. Nach dem Berichte des Kassierers erforderte der Mietszuschuß für die Frauen bis einschließlich Februar die Summe von 950 Mk., der Zuschuß für Konditionslose 590 Mk., so daß unser Kassenbestand trotz des hohen Extrabeitrags von 1288 Mk. am 1. August auf 230 Mk. Ende Februar zurückging. Infolge immer weiterer Einberufungen läßt sich leider die Gewährung des Zuschusses nicht mehr aufrechterhalten, und so beschloß die Versammlung, daß die laufende Unterstützung mit dem Bezuge des siebenten Monats erlischt. Es können nur noch besondere Notfälle berücksichtigt werden. Der Beitrag für die Bezirkskasse wurde auf 75 Pf. erniedrigt. Auch für den Bezug des Konditionslosenzuschusses wurde eine Karenz festgesetzt."

Quelle: Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer, 10.04.1915, S. 2f.

 

Februar

„Im Zossener Gefangenenlager.

Das Zossener Gefangenenlager hat in der Stockholmer Zeitung „Aftonbladet“ eine ebenso unbefangene, wie anschaulich und anziehende Schilderung gefunden, die auch deutschen Lesern mancherlei neue und interessante Züge bringt. Der Erzähler berichtet zunächst über seinen Besuch in den Baracken der Franzosen. Hier ist die deutsche Ordnung und Disziplin durch den französischen Geschmack ergänzt worden, und man hat den Franzosen keinerlei Hindernisse in den Weg gelegt, um sich ihren Zustand durch allerlei Einrichtungen zu erleichtern, die darauf abzielen, das Leben behaglicher und angenehmer zu gestalten. Obgleich es Winter war, konnte man deutliche Spuren künstlerischer Gartenanlagen wahrnehmen, die unter der Leitung eines französischen Gartenkünstlers hergestellt waren. Wie bekannt, dienen die französischen Geistlichen als Gemeine im Heere, und auch unter den Gefangenen in Zossen befinden sich sechs oder sieben französische Priester. Diese liegen nun im Lager der Seelsorge ob und finden auch dankbare Zuhörer. Der Schwede sah eine französische Kapelle, wo gerade mehrere Andächtige versammelt waren. Ein hübscher Altar ist dort aufgebaut und reich ausgeschmückt worden, und schon ist ein zweiter Altar im Entstehen, so daß zwei Priester gleichzeitig die Messe werden lesen können. Die Gottesdienste sind zahlreich besucht; besonders war dies während der Weihnachtszeit der Fall. Es scheint, als ob der Krieg auch bei den Franzosen das religiöse Gefühl neu belebt hat. „Aber die meisten Franzosen sind wohl keine gläubigen Katholiken?“ fragte der Besucher den ihn begleitenden Hauptmann. „Jedenfalls gehen sie fast alle zu Kirche,“ war die Antwort.
Im Zossener Lager hat auch ein französischer Bildhauer seine Werkstatt aufgeschlagen. Es ist kein gewöhnlicher Handwerker, sondern ein wirklicher Künstler, der den Rompreis davongetragen und bereits Ruf gewonnen hat. Die aus seiner Hand hervorgegangenen Werke waren sehr stimmungsvoll; zumeist waren es Soldatengestalten von einem ernsten, um nicht zu sagen düsteren Gepräge. Einige seiner Schöpfungen waren auf den Gräbern in Zossen gestorbener Krieger aufgestellt. Eine andere Kunst, die im Zossener Lager fleißige Pflege findet, ist die des Gesangs. Der schwedische Besucher wurde zu seiner Überraschung Zeuge eines ergreifenden Konzertes in einem der Säle. Es war ein französischer Kapellmeister, der da einen Chor von etwa 70 Personen leitete, unter dem ein prächtiger Tenor, der auch Solo-Vorträge leistete, besonders auffiel. Zur Aufführung gelangte eine ergreifende Tonschöpfung des Leiters, die sich „Sonnenaufgang“ nannte. Vom Konzertsaal ging der Weg zur Küche, wo das Essen gekostet wurde. Die Tagesmahlzeit bestand aus vortrefflich schmeckendem Reis. 5 Tage in der Woche gibt es Fleisch, und an den zwei Tagen, wo die Fleischkost ausfällt, wird ein besonderer Zuschuß an Brot gewährt. Das regelmäßige Brotmaß beträgt auf den Kopf und Tag ein halbes Kilo. Alle Gefangenen sahen wohlgenährt aus, und die frische Luft sowie die schöne Umgebung trugen dazu bei, ihnen den Druck des Gefangenenlebens zu erleichtern.
Ein sehr schwieriges Problem bildet die Arbeitsgelegenheit für diese 15000 Gefangenen. Vorläufig kann man am Tage durchschnittlich nur etwa 3000 von ihnen zur Arbeit anstellen; kommt aber erst die warme Jahreszeit, so wird sich in Wald und Feld mehr Arbeitsgelegenheit für sie finden. Die Winterbaracken haben die Gefangenen sich größtenteils selbst erbaut. Verschiedene Werkstätten, zum Beispiel eine Tischlerwerkstatt mit einer ganzen Anzahl Hobelbänken, sind im Betriebe. Im allgemeinen ist man mit dem Fleiß und dem Betragen der französischen Gefangenen deutscherseits sehr zufrieden. Sie stehen unter dem Befehl ihrer eigenen Unteroffiziere, sind in Kompagnien von 300 Mann eingeteilt und strenge militärische Disziplin wird unter deutscher Leitung beobachtet.
Ganz anders ist das Verhalten der Halbwilden, die in Zossen gefangen sind. Es stellte sich die Unmöglichkeit heraus, sie zusammen mit anderen Gefangenen zu halten, und man mußte sie daher in einer eigenen Abteilung unterbringen, die von einem hohen Holzzaun umschlossen und besonders streng bewacht ist. Die verbündeten Feinde der Deutschen haben, wie der Schwede bemerkt, von ihren exotischen Bundesgenossen wenig Ehre. Oft geraten sie miteinander in Streit, und dann spielen die Tischmesser eine Rolle. Die Deutschen nehmen auf die Verschiedenheit der Sitten und Religionen dieser Halbwilden soviel Rücksicht wie möglich. Die Indier z.B. essen kein Schweinefleisch, die Brahmanen auch kein Rindfleisch und so erhalten diese Hammel- und Ziegenfleisch, das sie sich nach ihrem eigenen Ritus allein schlachten. Von den indischen Soldaten zeigen viele Mongolentypus; andere dagegen gehören zur reinen Rasse und unter ihnen finden sich wahre Prachtexemplare von Schönheit. Es geht aus den Erzählungen der indischen Soldaten mit Bestimmtheit hervor, daß sie nicht wußten, wohin oder gar wofür sie in den Krieg ziehen sollten. Erst hieß es, sie sollten nur nach Kalkutta, und auch nach ihrer Ankunft in Europa erfuhren sie nicht, gegen welchen Feind sie kämpfen sollten. Die französischen exotischen Truppen sind schlechter diszipliniert als die englischen und besonders sind die nordafrikanischen Mohammedaner durch Wildheit ausgezeichnet. Mohammedanische Geistliche haben Zutritt zu diesen Gefangenen erhalten, um sie nach der Lehre des Propheten zu erbauen und um sie über die Lage der Dinge aufzuklären. Die französischen Hilfstruppen zeigen außerordentlich verschiedene Typen bis zur reinen Negerrasse. Man kann noch sehen, daß ihre Uniformen sehr glänzend gewesen sein müssen, und die Neger in ihren roten Turbanen und blaugelben Uniformen mögen einmal gar prächtig ausgesehen haben. „Wenn man diese Halbwilden sieht und die Berichte von ihren „Heldentaten“ hört, so muß man doch sagen, es ist ein Weltskandal erster Ordnung, daß diese Horden auf Europa losgelassen werden, um gegen Christenvölker zu kämpfen. Aber vielleicht bestätigt sich wieder einmal das Wort: Welkrieg ist Weltgericht“. Mit diesem Hinweis beschließt der Berichterstatter von „Aftonbladet“ seine fesselnde Schilderung des Zossener Lagers.“

Quelle: Vorwärts, 14.02.1915, S. 11

 

 März

Die Zossener Druckerei Paul Koch wird in das Verzeichnis der tariftreuen Druckereien aufgenommen.

Quelle: Korrespondent für Deutschlands Drucker und Schriftgießer, 18.03.1915, S. 6

 

18. April

„Bezirk Zossen. Sein 50jähriges Berufsjubiläum beging am 18. April bei bester Gesundheit der in der hiesigen Berliner Buch- und Kunstdruckerei beschäftigte Kollege Karl Eichorn. Der Jubilar lernte in Mühlhausen (Thüringen) und war Mitbegründer des am 1. Juni 1890 ins Leben gerufenen dortigen Ortsvereins. Er dürfte daher noch vielen Kollegen in guter Erinnerung sein.“

Quelle: Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer, 24.04.1915, S. 3

 

24. Mai (Pfingstmontag)

„Wünsdorf.

Das kleine, hinter Zossen belegene Örtchen Wünsdorf ist in neuerer Zeit zu einer ungeahnten Bedeutung gelangt. Zu dieser Bedeutung hat ihm die Militärverwaltung verholfen. Sie hat vor einigen Jahren als Ersatz für das Tempelhofer Feld zwischen Zossen und Wünsdorf große Flächen angekauft, was seinerzeit in der Öffentlichkeit lebhaft besprochen wurde. Seit mehr denn Jahresfrist ist das Gelände seinen Zwecken zugeführt. Bei Wünsdorf reiht sich Baracke an Baracke und eine Reihe Regimenter haben hier ihre Unterkunft gefunden und weitere werden sie noch finden. Große Übungsplätze ermöglichen die Ausbildung der Truppen. Nach Zossen hin sind die Gefangenenlager sichtbar, in denen zum Teil Russen und Franzosen untergebracht sind. Die in den Baracken liegenden Soldaten übersteigen die Einwohnerzahl von Wünsdorf um das Mehrfache.
Tagtäglich ziehen die Truppen in langen Kolonnen durch den Ort nach dem Exerzierplatz, mächtige Staubwolken um sich her aufwirbelnd. An den Sonntagen ist Wünsdorf das Ziel Tausender von Zivilpersonen. Eine große Zahl der in den Baracken liegenden Soldaten haben in Berlin Angehörige. Wer nicht auf Urlaub fahren kann, erwartet Besuch. Von dieser Besuchserlaubnis wird in der jetzigen Zeit besonders reichlich Gebrauch gemacht. Das ist auch ganz verständlich; ist es doch nur eine Frage der Zeit, wann dieser oder jener Truppenteil seinem Stammregiment zugeführt und somit ein Wiedersehen erschwert wird.
Auch wir lösten uns am zweiten Feiertage am Potsdamer Ringbahnhof ein Billett 3. Klasse für 95 Pf. nach Wünsdorf. Der Zug war knüppeldick voll. In Zossen, einer Station vor Wünsdorf, stieg eine große Zahl Mitfahrender aus, um den in der Hitze besonders unangenehmen Weg von über einer Stunde nach Wünsdorf zu Fuß zurückzulegen. Eine große Zahl der Fahrgäste zieht die Bahnfahrt bis ans Ziel einer anstrengenden Fußwanderung vor. Am Bahnhof Wünsdorf großer Empfang. Da standen sie rechts und links, Spalier bildend, alle die Besuch erhofften, und musterten erwartungsvoll die Ankommenden. Groß war die Freude, wenn der Sohn den Vater, die Mutter oder die Braut, oder Frau und Kind den Mann und Vater erblickten. Kaum ein Besucher kam, der nicht wenigstens ein kleines Paketchen mitgebracht hätte, um den Angehörigen im bunten Rock die Lage etwas erleichtern zu helfen. Viele machen einen ersten Besuch in den Baracken und mehr als einer mag Vergleiche ziehen zwischen seinem weichen Bett zu Hause und der Lagerstatt des Soldaten. Dann geht’s wieder zurück in den einen guten Eindruck machenden, mit prächtigen Bäumen geschmückten Ort Wünsdorf.
Bald sind die Restaurationen so stark besetzt, daß es schwer fällt, ein Unterkommen zu finden, aber schließlich findet sich dann noch irgendwo ein Fleckchen; man wird ja so bescheiden, wenns sein muß. Da gibt es so viel zu erzählen, Familienfragen und die Erlebnisse der letzten Zeit werden besprochen, manches Wort wird gewechselt über die Zukunft. Und dann beginnt eine kleine Wanderung durch den Ort und in dessen Umgebung, auf Schritt und Tritt Soldaten begegnend. Immer näher rückt die Scheidestunde. Der Rekrut, der erst kürzlich eingetreten ist, muß ½ 10 Uhr in seiner „Kaserne“ sein. Da gilt es wieder Abschied zu nehmen und die Besucher sind auf sich allein gestellt, denn die Rückfahrt von Wünsdorf nach Berlin ist eine recht ungenügende. Entweder muß man ½ 7 Uhr abends zurückkehren oder wenn man das nicht will, muß man bis nach 11 Uhr abends warten. Um ½ 7 Uhr ist es vielen zur Rückfahrt noch zu früh und nach 11 Uhr ist es reichlich spät. Und so ist man auf die Kneipe angewiesen und muß dort die Zeit abwarten. Dann aber nach ½ 11 Uhr sammeln sich am Bahnhof die Menschenmassen, vorzugsweise weibliche Personen, zur Rückfahrt. Das Drängen und Stoßen vor dem Eingang, durch den die ankommenden Urlauber aus Berlin, fast jeder mit einem Paket von Muttern bepackt, zurückkehren, ist wenig erfreulich. Hat man sich glücklich durch die Sperre durchgezwungen, beginnt der Sturm auf den ankommenden Zug, um einen Platz zu ergattern. Schließlich muß man froh sein, einen Stehplatz erwischt zu haben, auch wenn man auf Grund der Fahrkarte auf einen Sitzplatz Anspruch hätte. Obendrein darf man für die Rückfahrt mit dem Fernzuge in dritter Klasse noch 30 Pf. mehr bezahlen als für die Hinfahrt.
Eine bessere Verkehrsmöglichkeit in den Abendstunden zu schaffen, ist der einmütige Wunsch aller Besucher von Wünsdorf.“

Quelle: Vorwärts, 28.05.1915, S. 9

 

Juni

„Die Kreiskonferenz des Wahlkreise Teltow-Beeskow-Charlottenburg nahm nach einem Referate des Genossen Molkenbuhr und einem Korreferat des Genossen Ströbel Stellung zu den Friedensbemühungen des Parteivorstandes. Nach Erledigung der sehr ausgedehnten Debatte wurde eine Resolution angenommen, worin die Bestrebungen des Parteivorstandes zur Kenntnis genommen und die auf das gleiche Ziel gerichteten Wünsche ausländischer Bruderparteien begrüßt wurden. Parteivorstand und Fraktion werden aufgefordert, diese Bestrebungen energisch zu unterstützen, dagegen Absichten bürgerlicher Annektionspolitiker energisch zu bekämpfen. Dieselben Körperschaften sollen sich auch gegen die das politische Leben einengenden Bestimmungen und die Lebensmittelteuerung wenden.
Eine von [Ortsverein.- K.L.] Friedenau eingebrachte Resolution, wonach sich die Versammlung einverstanden erklären sollte mit der von vielen Parteigenossen an den Parteivorstand gerichteten Kundgebung, wurde durch die Annahme der ersten Resolution als erledigt betrachtet.
Sodann entwickelte sich eine umfangreiche Debatte über die Sonderbestrebungen in der Partei. Das Referat hatte der Kreisvorsitzende, Genosse Thurow, das Korreferat Genosse Dr. Duncker übernommen. Mit großer Mehrheit wurde folgender Beschluß gefaßt:
„Die Kreiskonferenz des Wahlkreises Teltow-Beeskow usw. kann das Verhalten derjenigen Parteimitglieder, die in besonderen Zusammenkünften außerhalb des gegebenen Organisationsrahmens in parteitaktischen und Organisationsfragen auf eigene Faust Aktionen unternehmen, nicht billigen. Diese Zusammenkünfte bergen die Gefahr in sich, die Einheit der Partei zu untergraben. Wie auch immer die Genossen in der Beurteilung von Parteifragen stehen mögen, so kann und darf nicht geduldet werden, daß Mitglieder Bestrebungen fördern, die geeignet sind, das gegenseitige Verstehen der Parteigenossen untereinander zu erschweren. Die Kreiskonferenz gibt zu, daß der aus dem Kriegszwang sich ergebende unbefriedigte Betätigungsdrang der Genossen erklärlich ist. Sie richtet darum an Parteivorstand und Reichstagfraktion von neuem das Ersuchen, keine Gelegenheit vorübergehen zu lassen, ohne den Wünschen der Volksteile Rechnung zu tragen, die …....... und mit der Lebensmittelteuerung unzufrieden sind, sowie eine freiere Gestaltung der politischen Zustände im Innern fordern. Die Kreiskonferenz fordert die Parteimitglieder des Kreises auf, ohne Unterlaß für die Entfaltung eines möglichst regen Vereinslebens Sorge zu tragen, damit allen Genossen die Gelegenheit gegeben ist, im Rahmen der Parteiorganisationen ihre Anschauungen zu vertreten. (Reger Besuch der Zahlabende, lebhafter Meinungsaustausch, Agitation für die Partei usw.) Die Kreiskonferenz verurteilt die Benutzung des Namens der Arbeiterbildungsschule oder anderer Parteiinstitutionen für Zusammenkünfte, die außerhalb der Organisation veranstaltet werden.““

Quelle: Vorwärts, 23.06.1915, S. 7

 

Juli

Zugunsten erblindeter Krieger. Das Gardesturmbataillon Zossen plant die Errichtung eines sogenannten Eisernen Kreuzes, das seine Aufstellung in den Anlagen des Zossener Truppenübungsplatzes finden soll. Eine Reihe Gemeinden sind auf diesem Gebiete schon vorangegangen. Das Eiserne Kreuz ist zunächst ein einfaches Holzkreuz, in das Nägel eingeschlagen werden. Jeder Nagel kostet einen bestimmten Preis. Der Erlös wird wohltätigen Zwecken zugewendet, im vorliegenden Falle erblindeten Kriegern. In Zossen kostet der Nagel 10 Pf. Einweihung und Anfang der Nagelung findet am Sonnabend, den 10. Juli, nachmittags 5 Uhr, statt.“

Quelle: Vorwärts, 08.07.1915, S. 8

 

August

„Indische Gefangene in Deutschland. Die in englischen Zeitungen erscheinenden Berichte über die durch neutrale Vermittler geprüften Zustände in den deutschen Gefangenenlagern sind in ihrer knappen Tatsächlichkeit die beste Antwort gegen unsere Barbarei. Der letzte dieser Berichte enthält die Schilderung eines Angehörigen der amerikanischen Botschaft in Berlin, der das Konzentrationslager in Wünsdorf bei Zossen besuchte, in dem indische Kriegsgefangene untergebracht sind: „Gegenwärtig sind 400 indische Soldaten und 4 Offiziere im Lager von Wünsdorf interniert. Ich sprach mit jedem der Offiziere, und sie sagten, daß sie freiwillig bei ihren Mannschaften blieben und keinerlei Anlaß hätten, ihre Überführung in ein Offizierslager zu beantragen. Jeder Offizier erhält monatlich 60 M. Die Inder werden zu keinerlei Arbeit außerhalb des Lagers verwendet. Sie befinden sich unter dem Kommando ihrer eigenen Offiziere und spielen täglich Fußball. Die gut angelegten Bäder in dem benachbarten mohammedanischen Lager stehen zu ihrer Verfügung. Die Moschee in dem genannten Lager wird bald fertiggestellt sein und soll auch den Indern als Bethaus dienen. Die deutschen Wachmannschaften nehmen jede Rücksicht auf die religiösen Empfindungen der Inder; sie betreten weder die indische Küche noch die Orte religiöser Übungen. Der deutsche Offizier, in dessen Händen das Kommando liegt, war lange in Ostafrika; er scheint durchaus das persönliche Vertrauen der ihm unterstellten Gefangenen zu genießen.““

Quelle: Vorwärts, 12.08.1915, Beilage S.1

 

Oktober

Ewald Wiedemann ist Kontaktperson und Vorsitzender des Bezirksvereins Zossen des Vereins der Buchdrucker und Schriftgießer Deutschlands, Gau Oder.

Quelle: Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker und Schriftgießer, 02.10.11915, S. 5

 

Oktober

In der Firma Internationale Schlafwagengesellschaft in Zossen wird der Stundenlohn um 2 Pfennig erhöht.

Quelle: Holzarbeiter-Zeitung, 08.10.1915, S. 162

 

31. Dezember

Im Bericht des Gaues Brandenburg des Deutschen Zimmererverbandes für das Jahr 1915 wird festgestellt: „Größere Aufträge von transportablen Baracken gelangten in Berlin, aber auch in verschiedenen Provinzorten zur Ausführung. Ferner kamen die Erweiterungsbauten der Gefangenenlager hinzu. Auch sind zu den im vorigen Bericht aufgeführten acht Gefangenenlagern noch weitere zwei hinzugekommen... Vor allem brachten aber die großen Fabrikanlagen bei Plaue an der Havel, Döberitz bei Pritzerbe und Premnitz gute Beschäftigungsgelegenheit. Es konnten nicht nur die arbeitslosen Kameraden aus der Provinz, sondern auch aus andern Landesteilen, besonders aus Sachsen, dort untergebracht werden. In Plaue sind allein, als der Betrieb vollauf im Gange war, gegen 5000 Arbeiter, ohne die Gefangenen, beschäftigt gewesen. … Mit Ausnahme der einzelnen Garnisonstädte war für die übergroße Zahl der Provinzorte die Arbeitsgelegenheit nicht günstig. … Waren die Preise für Lebensmittel schon vor Ausbruch des Krieges fortgesetzt gestiegen, so verlief keine Versammlung, in welcher nicht Klagen über die verteuerten Lebensbedürfnisse laut wurden. … Zu Anfang des Berichtsjahres trat eine starke Gleichgültigkeit dem Organisationsleben gegenüber zutage. Nicht nur in unserem Verband, sondern auch bei den übrigen Gewerkschaften. Es wurden daraufhin gemeinsame Versammlungen arrangiert, die für uns und auch für die übrigen Verbände nicht von Nachteil waren. Unsere Kameraden haben in 42 Orten an diesen Versammlungen teilgenommen. … Besondere Schwierigkeiten bereitete es, Kameraden zu finden, die die Kassierergeschäfte zu übernehmen hatten. Dankbar müssen wir hierbei erwähnen und anerkennen, daß in sechs Zahlstellen die Frauen der eingezogenen Kassierer die Geschäfte übernahmen und zu unserer Zufriedenheit weiterführen.“

Quelle: Der Zimmerer, 01.04.1916, S. 4f.

 

31. Dezember

Ende 1915 hatte der Ortsverband der Metallarbeiter in Zossen 32 Mitglieder. Die Zahl der im Ortsgewerkschaftskartell organisierten Gewerkschaften sank von 12 auf 8, die der Mitglieder von 187 auf 133 (Vergleich 31. Dezember 1914/31. Dezember 1915).

Quelle: Metallarbeiter-Zeitung, 15.04.1916, S. 67; Statistische Beilage des Correspondenz-Blatt, Nr. 2, 5. August 1916, S. 43.

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1914

 

 

17. Januar

„Bezirk Zossen. (Vierteljahresbericht.) In der am 17. Januar stattgehabten Generalversammlung wurde nach Erledigung der geschäftlichen Mitteilungen der Jahresbericht des Kollegen Möller mit allgemeiner Befriedigung entgegengenommen. Kollege Robert Schulze erstattete hierauf einen recht ausführlichen Kassenbericht. Einstimmig wurde ihm für die ordnungsgemäße Kassenführung Entlastung erteilt. Der alte Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt. Die Vorstandsgeschäfte werden jedoch ab 1. April auf ein halbes Jahr vom zweiten Vorsitzenden Grobe erledigt, damit der erste Vorsitzende, der eigentlich aus gesundheitlichen Rücksichten eine Wiederwahl ablehnte, sich den Sommer über erholen kann. Für die Bibliothek wurden 50 Mk., für die Graphische Vereinigung der bisher gewährte Zuschuß von 60 Mk. bewilligt. – In der Versammlung am 21. Februar streifte der Vorsitzende den Streik der österreichischen Kollegen. Die Versammlung ehrte das Andenken des durch feigen Meuchelmord ums Leben gekommenen Kollegen Solinger und genehmigte für dessen Witwe eine Unterstützung. Ein Aufnahmegesuch wurde befürwortet. Beschlossen wurde, den am Orte konditionslos liegenden Kollegen, welche mindestens 13 Beiträge im Bezirke geleistet haben, auf die Dauer von 10 Wochen die Krankenkassenbeiträge aus der Bezirkskasse zu zahlen. Nachdem uns eine Statistik mit den Verhältnissen unsres Bezirks vertraut gemacht, wurde mit regem Interesse die Gründung einer Gesangsabteilung zur bessern Hebung der Kollegialität beschlossen. – Die Märzversammlung beschäftigte sich in der Hauptsache mit örtlichen Angelegenheiten. Verschiedene Vorkommnisse veranlaßten den Vorsitzenden, die Kollegen zu ermahnen, die An- und Abmeldung beim Arbeitsnachweise nicht zu versäumen. Zum Besuche der Buchgewerbeausstellung in Leipzig wurden verschiedene Anregungen gegeben. Aus den Kartellberichten des Kollegen Rüger war zu ersehen, daß sich im verflossenen Vierteljahr infolge Auflösung unsrer Krankenkasse „Äskulap“ eine rege Tätigkeit entfaltete. Die Wahlen zur Allgemeinen Ortskrankenkasse, der wir einverleibt wurden, sind leider bis heute noch nicht vollzogen. Da diese aber bevorstehen, wurden die Kollegen aufgefordert, recht rege für diese Wahlen zu agitieren. Die vor etwa zwei Jahren vom Konsumvereine „Vorwärts“ in Luckenwalde errichtete Filiale erfreut sich guter Frequenz. Den Schluß bildete die Besprechung der Broschüre Kohl-Rexhäuser.“
„Die Versammlung in Zossen verurteilte das Verhalten des Kollegen Kohl, da er durch die Herausgabe der Broschüre unsrer Organisation einen schlechten Dienst erwies.“

Quelle: Korrespondent für die Buchdrucker Deutschlands, 09.04.1914, S. 6f.; Korrespondent für die Buchdrucker Deutschlands, 09.04.1914, S. 4

 

21. Januar

Wahlvereinsversammlung

Quelle: Vorwärts, 20.01.1914, S. 9

 

22. Januar

Freies Koalitionsrecht und die Hetze der Scharfmacher
„Zossen. In einer Protestversammlung rief Genosse Pätzel-Berlin in einem 1 ½ stündigen Referat die Arbeiter zu energischer Gegenwehr auf. Die vorliegende Resolution fand einstimmige Annahme. Ferner wurde beschlossen, eine Petition zur Milderung der Arbeitslosennot an den hiesigen Magistrat zu senden. Es wurden zwei arbeitslose Genossen beauftragt, dem Bürgermeister die Petition persönlich zu übergeben.“

Quelle: Vorwärts, 17.01.1914, S. 5; Vorwärts, 25.01.1914, S. 10

 

25. Januar

„Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität, Gau 9, 2. Bezirk, Kreis Teltow, II. (2.) Unterbezirk: Sonntag, den 25. Januar, nachm. 1 ½ Uhr, findet in Dabendorf bei Zossen, im Wald- und Seeschloß, Inh. A. Büttner, die Vorbesprechung zum Bezirkstag statt. Verpflichtet zum pünktlichen Erscheinen sind die Mitgliedschaften in Dabendorf, Dahlewitz, Glienicke, Mittenwalde, Motzen, Kallinchen, Schöneiche, Schünow, Töpchin, Zossen.“

Quelle: Vorwärts, 23.01.1914, S. 10

 

Februar

Ortslöhne/Tagelohn für Zossen
Arbeiter über 21 Jahre: 3 M.
Arbeiter von 16 bis 21 Jahre: 2,50 M.
jüngere Arbeiter: 1,50 M.
Arbeiterinnen über 21 Jahre: 2,00 M.
Arbeiterinnen von 16 bis 21 Jahre: 1,50 M.
jüngere Arbeiterinnen: 1,20 M.

Quelle: Vorwärts, 04.02.1914, S. 6

 

Februar

„Zossen. Stadtverordnetenversammlung. Nach dem Verwaltungsbericht hatte Zossen am 1. Januar 1914 4749 Einwohner. Der Etat schließt in Einnahme und Ausgabe mit 185000 M. ab. Für Schulen sind 2186 M., für Armenunterstützung 463 M. ausgegeben. Als Gemeindesteuern werden wieder wie im Vorjahr 160 Proz. festgesetzt. Die Petition der hiesigen Arbeiter, die Not der Arbeitslosen zu mildern, war in wohlwollender Weise vom Bürgermeister behandelt worden. Auf die erlassene Bekanntmachung hatten sich 64 Arbeitslose gemeldet, davon 36 Verheiratete mit Familie, 12 Verheiratete ohne Familie und 16 ledige Personen. Etwas Positives zur Abhilfe der teils schon 3 bis 4 Monate arbeitslosen Einwohner wurde nicht beschlossen, sondern dem Magistrat die Vollmacht erteilt, umgehend Notstandsarbeiten irgend welcher Art in Angriff nehmen zu lassen. Stadtv. Neumann sprach sich dahin aus, daß es Pflicht des Staates wäre, eine Arbeitslosenversicherung einzuführen. Hoffentlich brauchen die Arbeitslosen nicht so lange auf die Entschlüsse des Magistrats zu warten.“

Quelle: Vorwärts, 05.02.1914, S. 5

 

19. Februar

Wahlvereinsversammlung. Tagesordnung: 1. Vortrag von Groger-Berlin; 2. Neuwahl des ersten Vorsitzenden und des Kassierers. 3. Bericht von der Kreisgeneralversammlung.

Quelle: Vorwärts, 18.02.1914, S. 5

 

März

Anzeige
„Gesanglehrer für Arbeiter-Gesangverein zum 1. April nach Zossen gesucht. Reflektanten wollen ihre Adresse mit Honorarangabe richten an Willi Matuschek, Zossen (Mark), Marktstraße 5. Die Gesangstunden finden jeden Mittwoch abends von 9-11 Uhr statt.“

Quelle: Vorwärts, 12.03.1914, S. 14

 

12. März

„Zossen. Ein gutes Ergebnis für die Organisation brachte die am Donnerstag hier stattgefundene Frauenversammlung. Am Schlusse derselben meldeten eine Anzahl Besucherinnen ihren Beitritt zum Wahlverein.“

Quelle: Vorwärts, 14.03.1914, S. 19

 

März

Im Rahmen der ROTEN WOCHE in Groß-Berlin gelingt es der SPD in Zossen 45 neue Mitglieder zu gewinnen.
„Zossen. Trotz aller Schikanierung brachte uns die „Rote Woche“ einen Zuwachs von 45 neuen Parteimitgliedern. Für die Parteipresse wurden 15 neue Abonnenten gewonnen. Man ersieht hieraus, daß bei einiger Rührigkeit der Genossen auch hier Erfolge erzielt werden können.“

Quelle: Vorwärts, 19.03.1914, S. 1; Vorwärts, 19.03.1914, S. 10

 

19. März

„Deutscher Arbeitersängerbund, Gau Berlin. In der am letzten Sonntag stattgefundenen Ausschußsitzung wurden zunächst drei Vereine, und zwar aus Zossen, Beelitz und Treuenbritzen, die längere Zeit pausiert hatten, wieder aufgenommen und da dieselben ihren Verpflichtungen bis zum Schluß nachgekommen waren, in ihre alten Rechte eingesetzt.“

Quelle: Vorwärts, 22.04.1914, S. 10

 

9. Mai

„Bezirk Zossen. (Vierteljahresbericht.) In diesem Quartale fanden die Geschäfte in zwei Versammlungen ihre Erledigung. Die Versammlung am 9. Mai wurde durch die neugegründete Gesangsabteilung mit zwei exakt vorgetragenen Liedern eingeleitet. Eine Neuaufnahme wurde vollzogen, ein Mitglied mußte ausgeschlossen werden. Dem Antrage, den Besuchern der „Bugra“ eine Beihilfe von 5 Mk. aus der Bezirkskasse zu gewähren, stimmte die Versammlung zu. Für den ausführlichen Kassenbericht wurde dem Kassierer Entlastung erteilt. Nach Entgegennahme des Kartellberichtes und der Wahl eines Revisors wurde noch beschlossen, das Johannisfest am 27. und 28. Juni zu begehen. – Die Tagesordnungspunkte der Juniversammlung dürften die Allgemeinheit weniger interessieren, jedoch soll nicht unerwähnt bleiben, daß die Graphische Vereinigung zu dieser Versammlung die Erzeugnisse eines abgehaltenen Skizzierkurses ausgestellt hatte. Die verschiedenartigen Entwürfe waren größtenteils recht gute und fanden im allgemeinen volle Anerkennung. Ein Beweis, daß auch hier die Kollegen bestrebt sind, ihre berufliche Fortbildung zu fördern.“

Quelle: Korrespondent für die Buchdrucker Deutschlands, 04.07.1914, S. 3

 

Juni

Der Ortsverein Zossen der SPD hat 205 Mitglieder.

Quelle: Die sozialen und politischen Verhältnisse in der Provinz Brandenburg von 1871-1917, Beiheft, S. 28

 

2. August

„Zossen. Das diesjährige Gewerkschaftsfest findet am Sonntag, dem 2. August statt. Da ein reichhaltiges Programm vorgesehen ist, wird um zahlreichen Besuch des Festes ersucht. Abmarsch zum Umzug 2 ½ Uhr von Scherler.“

Quelle: Vorwärts, 01.08.1914, S. 11

 

November

Aus dem Bericht des Gaues 1:
Die Lage hat sich nachdem alle Betriebe zu Beginn des Krieges geschlossen wurden, wieder gebessert. „… und in Zossen, wo wir in einem Betrieb 18 Mitarbeiter hatten, werden nur 3 beschäftigt. Zu erwähnen ist noch, daß von 16 Orten nur 6 an Arbeitslose Unterstützung durch die Kommunen gegeben wird, in 4 Orten werden Notstandsarbeiten in Angriff genommen.“

Quelle: Buchbinder-Zeitung, 22.11.1914, S. 319

 

November

„Gesangverein „Freie Sänger“ Zossen (Mitgl. d. A-S-B).
Auf dem westlichen Kriegsschauplatz fiel unser treuer Sangesbruder Artur Miethe. Wir werden ihm stets ein ehrendes Andenken bewahren. Der Vorstand.“

Quelle: Vorwärts, 24.11.1914, S. 6

 

November

Die Zeitungsausgabe- und Inseratenstelle für den „Vorwärts“ befindet sich bei Matuschek, Marktstraße 5.“

Quelle: Vorwärts, 30.11.1914, S. 4

 

Dezember

Das Zossener Warenhaus Cohen wirbt über mehrere Tage im „Vorwärts“.

Quelle: Vorwärts, 06.12.1914, S. 14; Vorwärts, 12.12.1914, S. 4; Vorwärts, 16.12.1914, S. 4; Vorwärts, 23.12.1914, S. 8

 

Dezember

„Ein Ortsverein in Feindesland.
Dem „Korrespondent für Deutschlands Buchdrucker“ ging aus Brüssel ein eigenartiges „Kriegsdokument“ zu, und zwar in der Form einer geschmackvoll in vier Farben gezeichneten Widmung des technischen Personals der Druckerei der deutschen Kommandantur in Brüssel. Der Inhalt dieses auf imitiert und kräftig ausgefranztem Büttenpapier hergestellten Gedenkblattes lautet folgendermaßen:
„Brüssel, im November 1914.
Werte „Korrespondent“-Redaktion! Hiermit erlauben wir uns die Gründung eines neuen Ortsvereins in Feindesland anzuzeigen. Er ist zwar noch klein, nicht daseinsberechtigt, aber es geht. Alles feuererprobte Kollegen, die das feindliche Blei bisher verschont hat. Beschäftigt sind alle in der Druckerei der deutschen Kommandantur in Brüssel. Eine Gesamtaufnahme der hiesigen Mitgliedschaft fügen wir bei. Aus diesem Bildchen werden sie ersehen, daß wir den Sinn für Humor und Kollegialität noch nicht verloren haben. Freuen würde es uns sehr, den „Korr.“ regelmäßig zu erhalten. Ein herzliches „Gott grüß’ die Kunst!“ allen Kollegen. Auf Wiedersehen!“
Die dem Schreiben beiliegende photographische Aufnahme zeigt acht Verbandsmitglieder aus Aschersleben, Berlin, Burg bei Magdeburg, Geestemünde. München und Zossen in militärisch-buchdruckerlichen Arbeitsgewändern.“

Quelle: Vorwärts, 16.12.1914, S. 6

 

Dezember

Aus dem Jahresbericht des Gau 5 des Verbandes der Zimmerer Deutschlands für 1914:
„Durch die verschiedenen Barackenbauten im Gau und auch in anderen Landesteilen entstand sogar zeitweise eine Nachfrage nach Zimmerleuten. Die Gefangenenlager in Brandenburg, Crossen a.d.O, Groß-Breesen bei Guben, Halbe, Havelberg, Döberitz, Wünsdorf und Zossen haben viel Arbeit für Zimmerer gebracht. Ferner wurden nach Bekanntgabe der Reichsregierung nicht nur die bereits angefangenen Bauten fortgeführt, sondern es sollen auch die im Etat bewilligten zur Ausführung gelangen.
Mit der kommunalen Bautätigkeit ist es beim alten geblieben... Es sind eben nur wenige Gemeinden, die zur Belebung der Bautätigkeit beitrugen.“

Quelle: Der Zimmerer, 27.03.1915, S. 84

 

31. Dezember

Ende 1914 hatte der Maurerverband Deutschlands in Zossen 86 Mitglieder. Der Metallarbeiterverband hatte in seiner Zahlstelle in Zossen 32 Mitglieder organisiert.Im Ortskartell der Gewerkschaften waren am 31. Juli 1914 413 Mitglieder vereinigt, am 31. Dezember waren 187 Gewerkschafter Mitglied des Ortskartells, 132 waren eingezogen. Unter dem Dach des Ortskartells wirkten 12 Gewerkschaften.

Quelle: Der Grundstein, 03.04.1915, S. 112; Der Metallarbeiter, 01.05.1915, S. 75; Statistische Beilage des Correspondenz-Blatt, Nr. 5, 4. Dezember 1915, S. 134

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1901

 

8. April

„Zossen. Nach langem Bemühen ist es uns endlich gelungen, den Anschluß an die Zimmerer Deutschlands zu vollziehen. Am 8. April fand die erste Zimmererversammlung statt. Kamerad Knüpfer aus Berlin sprach über: „Zweck und Augen des Verbandes.“ Nach dem Vortrage fand eine kurze Diskussion statt. Sämtliche Redner waren dafür, eine Zahlstelle des Verbandes zu gründen. Darauf erfolgte die Wahl des Vorstandes: Aug. Pundt, Vorsitzender, Wilhelm Schulze, Kassirer. Im Ganzen haben sich 16 Mitglieder eingezeichnet.“

Quelle: Der Zimmerer, 27.04.1901, S. 142

 

2. Juni

Mitgliederversammlung der Zossener Zimmerer. Thema: Welche Leistungen haben die Mitglieder zu erwarten? Warum wird der Zimmererverband gebraucht? Wilhelm Schulze schildert die Lage vor Ort. Es wird die Bildung eines Lokalfonds beschlossen. Mietge und Starke werden zu Revisoren gewählt.
In Zossen ist eine Zahlstelle des Verbandes eingerichtet.

Quelle: Der Zimmerer, 15.06.1901, S. 196

 

Dezember

Brotwucher und Kriegervereine.

Ein Kriegervereinler darf nicht um billiges Brot petitionieren; das könnte die agrarischen „Herren Kameraden“ unwirsch machen. So wurde in Fern-Neuendorf (Amtsgericht Zossen) ein Mann aus dem dortigen Kriegerverein durch Vorstandsbeschluß ausgeschlossen, weil er die Petition gegen den Brotwucher unterschrieben hat. Ob die Vorstandsmitglieder des Vereins selbst Großgrundbesitzer sind oder ob sie zu denen gehören, die aus – Harmlosigkeit mit Verehrung zu ihren agrarischen Ausbeutern aufblicken, selbst wenn sie nicht im stande sind, ihre Kinder zu sättigen, das konnten wir nicht in Erfahrung bringen.
Es wäre von großem Interesse, wenn der Ausgeschlossene von seinem rechte der Berufung an die Generalversammlung Gebrauch machte, wie ihm dies in dem Ausschußschreiben freigestellt wird. Er hätte dann die beste Gelegenheit, die versammelten Krieger mit den Gründen vertraut zu machen, die ihn veranlaßten, eine Petition gegen den Brotwucher zu unterschreiben und wenn er das geschickt anfängt, dann – nehmen sich vielleicht eineige der Kriegskameraden vor, bei nächster gelegenheit ihre Stimme ebenfalls gegen die Brotwucherer zu erheben.“

Quelle: Vorwärts, 13.12.1901

 

31. Dezember

Der Zum Gau Berlin gehörige Ortsverein Zossen des Zentral-Verbandes der Maurer Deutschlands hatte 1901 94 Mitglieder.

Quelle: Der Grundstein, 29.03.1902, S. 6

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1900

 

 

Zossen beteiligt sich an der Gewerbeausstellung 1896 in Berlin mit einem Aussteller, der „Adler Deutsche Portland- und Zementfabrik“.

Quelle: Cremer, Christoph Josef (Hrsg.): Das gewerbliche Leben im Kreis Teltow, Berlin 1900

 

 

Die Firma Franz Oertel Kalkbrennerei und Cementfalzstein-Fabrik in der Wasserstraße 2 ist seit 1880 im Besitz von Franz Oertel. Zunächst erfolgte in zwei Öfen die Kalkbrennerei. Später kam noch die Zementfalzstein-Fabrikation (Dachsteine) nach dem Patent des Direktors der Deutschen Portland-Cementfabrik Müller hinzu. Die Jahresproduktion an Kalk betrug um 1900 40000 bis 80000 Ztr. Für einen Tagelohn von 2 Mark 50 und zusätzlichen Naturalien arbeiten hier 15 Arbeiter.

Quelle: Cremer, Christoph Josef (Hrsg.): Das gewerbliche Leben im Kreis Teltow, Berlin 1900, S. 259f.

 

 

Berichte über die Berliner Industrie

In dem kürzlich erschienenen zweiten Teile des Berichts der Ältesten der Berliner Kaufmannschft über Handel und Industrie in Berlin werden in einigen Specialberichten in betreff der Arbeiterverhältnisse Angaben gemacht, die nicht den thatsächlichen Verhältnissen entsprechen.
Seite 88 heißt es über die Cementfabrikation: „Die Preise für Cement waren im Jahre 1899 um ein Geringes höher, als im Vorjahre. Die Erhöhungen wurden aber fast gänzlich absorbiert durch sehr hohe Kohlepreise und eine außerordentliche Steigerung der Arbeitslöhne, welches besonders in Rüdersdorf erheblich fühlbar wurde, weil dort sich eine neue Cementfabrik im Bau befindet, welche der alten viele Arbeitskräfte entzog. Es wurden im Durchschnitt in Rüdersdorf und Zossen von dem erwachsenen Vollarbeiter bei Zehnstündiger Arbeitszeit 2,80 M. im Tagelohn verdient, während bei Accordarbeit über 3,25 M. Arbeitsverdienst erziehlt wurden.“
Daß seit dem Vorjahr in der Rüdersdorfer Cementfabrikation eine „außergewöhnliche Steigerung“ der Löhne gar nicht stattgefunden hat, ergiebt sich aus dem eignen Bericht der Ältesten über das Jahr 1898, in dem auf Seite 115 vermerkt ist, daß die Arbeitslöhne der Rüdersdorfer Portland-Cementfabriken für Tagelöhner bei zehnstündiger Arbeitszeit 2,75 M. und der Verdienst der Vollarbeiter 3 M. betrage. Aber die Fabriken erzielten 1899 noch weit größere Reingewinne als 1898. Für die wesentlich in Betracht kommende Aktiengesellschaft „Adler betrug dieselbe:
1896 254779,43 M
1897 399891,60 M
1898 495760,46 M
1899 850930,08

und die gezahlte Dividente betrug:

1895 4 ½ Prozent
1896 8 ½ Prozent
1897 10 Prozent
1898 14 Prozent
1899 25 Prozent

Die Preiserhöhung ist also nicht „fast“ gänzlich durch die Arbeitslöhne absorbiert worden.“

Quelle: Vorwärts, 06.07.1900, S. 9

  

31. Dezember

1900 hatte die Zahlstelle Zossen des Zentralverbandes der Maurer Deutschlands 114 Mitglieder.

Quelle: Der Grundstein, 06.04.1901, S. 15

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1899

 

21. September

In Schöneberg tagte am Donnerstag eine von den Genossinnen einberufene Volksversammlung. Vor Eintritt in die Tagesordnung gedachte die Vorsitzende der kürzlich verstorbenen, tüchtigen und thätigen Parteigenossin Frau Mehnert in Zossen. Hierauf nahm Lily Braun das Wort zu einem Vortrage über „Die Stellung der Frau in der Arbeiterbewegung“. Die Rednerin setzte auseinander, wie die Frauen infolge der industriellen Entwicklung in immer steigendem Maße zur Erwerbsarbeit gedrängt wurden, sie erinnerte dann an die politische Rechtlosigkeit der Frauen und besprach die Drangsalierungen, welche die proletarische Frauenbewegung seither durch die Behörden erfahren hat. Man fürchte auf seiten der herrschenden Klassen nichts so sehr als die Aufklärung der Frauen. Aber auch in jedem Arbeiter, seolbst den socialdemokratischen, stecke gegenüber den Frauen noch ein Stück vom Philister. (Sehr richtig.) Die Bewegung der Arbeiterinnen decke sich leider nicht mit der Arbeiterbewegung. Die Männer fördern die gewerkschaftlichen Bestrebungen der Frauen nicht in wünschenswerter Weise. Teils weil sie in den Frauen unbequeme Konkurrentinnen sehen, andernteils – und im Hinblick auf das Verhalten der Behörden mit einer gewissen Berechtigung – weil sie in der Beteiligung der Frauen an den gewewerkschaftlichen Organisationen eine Gefährdung der letzteren erblicken. Die Männer sollten bedenken, daß der Lohndrückerei durch die Frauen ein Riegel vorgeschoben werde, wenn die Frauen aufgeklärt und zur gewerkschaftlichen Bewegung herangezogen werden. Aber auch auf politischem Gebiet erfahre die Frauenbewegung seitens der Arbeiter nicht die gebührende Förderung. Die Vernachlässigung der Aufklärung sei9 aber ein bedeutendes Hindernis der politischen Bewegung überhaupt, denn wenn es erst so weit sei, daß die Frauen das Stimmrecht bekommen und wenn sie dann, weil sie unaufgeklärt sind, ihre Stimmen zu Gunsten der Reaktion abgeben, dann würden es die Arbeiter bereuen, daß sie nicht bei Zeiten für die Aufklärung der Frauen Sorge getragen haben. Um der gemeinsamen Sache willen brauchen wir die Hilfe der Frauen. Wenn die Männer in den Frauen gleichwertige Mitkämpferinnen sehen, dann werde der bedauerliche Zustand schwinden, daß es innerhalb der Arbeiterbewegung noch eine gesonderte Frauenbewegung giebt. Der gesonderten Frauenbewegung in unserer Partei ein Ende zu machen und gemeinsam für die große Sache zu kämpfen, daß müsse unser Ziel sein. Ein Schritt zu diesem Ziel sei der dem Parteitag eingereichte Antrag , wonach weibliche Delegierte nicht mehr in besonderen Frauenversammlungen gewählt werden sollen. Die Rednerin ersuchte die Delegierten des Kreises, diesen Antrag zu vertreten, und bemerkte zum Schluß, die Zukunft der Socialdemokratie werde zum großen Teil davon abhängen, daß Frauen und Männer, alles kleinliche Gezänk vergessend, Hand in Hand für das gemeinsame Ziel kämpfen. (Lebhafter Beifall.) Dem Vortrage folgte eine rege Diskussion. Eine Rednerin vertrat unter Anführung verschiedener Einzelfälle aus ihrem Bekanntenkreise die Meinung, daß es unter den socialdemokratischen Arbeitern noch viele gebe, die ihrer eigenen Frau nicht die Stellung einer gleichberechtigten Genossin einräumen. Obst legte gegen diese Auffassung Verwahrung ein und meinte, wer seine Frau so behandle, wie es die Vorrednerin hinstelle, der sei kein aufgeklärter Parteigenosse. Übrigens müsse man bedenken, daß Charakterunterschiede, Familienverhältnisse und dergleichen oft die Ursache eines unharmonischen Verhältnisses zwischen Ehegatten seien. Franke führte dagegen aus, daß Parteigenossen sich oft nicht Mühe geben, die eigene Frau aufzuklären. Lily Braun bemerkte in ihrem Schlußwort: Erst wenn der Mann die Frau nicht mehr bloß als Weib, sondern als Genossin und Freundin im tieferen Sinne des Wortes betrachte, werden beide Geschlechter gemeinsam den Kampf für die Befreiung des Proletariats führen können.“

Quelle: Vorwärts, 24.09.1899, S. 9

 

31. Dezember

1899 hatte die Zahlstelle Zossen des Zentralverbandes der Maurer Deutschlands 120 Mitglieder.

Quelle: Der Grundstein, 14.04.1900, S. 14

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